Mit „Wischen“ und „Scrollen“ durch die Schweizer Geschichte

 

Abstract: Tablets und Apps bieten neue Möglichkeiten für die Vermittlung und Aneignung von Geschichte in Schule und Öffentlichkeit. Sie ermöglichen, dass die Rezeption von Vergangenheitsdeutungen und die Produktion von Erinnerungsalben zusammenrücken. An Vergangenheit Interessierte und Lernende im Unterricht werden zu „Produsern“ von Geschichte und Erinnerung.
DOI: dx.doi.org/10.1515/phw-2013-962.
Languages: Deutsch


Tablets und Apps bieten neue Möglichkeiten für die Vermittlung und Aneignung von Geschichte in Schule und Öffentlichkeit. Sie ermöglichen, dass die Rezeption von Vergangenheitsdeutungen und die Produktion von Erinnerungsalben zusammenrücken. An Vergangenheit Interessierte und Lernende im Unterricht werden zu „Produsern“ von Geschichte und Erinnerung.

Personalisiertes Schulgeschichtsbuch

Für die SchülerInnen ist klar: Sie müssen vor der nächsten Geschichtsstunde das Videobook „Wegbereiter der modernen Schweiz“1 herunterladen, weil im Unterricht die Entstehung der Schweiz im 19. Jahrhundert behandelt wird. Zu Beginn der Stunde erklärt die Lehrerin die Aufgabe: Die SchülerInnen sollen sich zuerst einen Überblick über ausgewählte wichtige Persönlichkeiten verschaffen, welche die Geschichte der Schweiz geprägt haben, und dann jemanden bestimmen, den sie porträtieren möchten. Die meisten wählen General Dufour (vgl. Bild), einige wenige den Wirtschaftsführer Escher, fast niemand Bundesrat Franscini. Anschliessend sollen die SchülerInnen das Videobook zur gewählten Person studieren, dabei wichtige Passagen im Text markieren und danach mit drei KollegInnen, die dieselbe Person gewählt haben, eine eigene kleine Dokumentation auf ihrem Tablet herstellen.2 Die Dokumentation muss einen Überblick zur Biografie in ungefähr zehn Sätzen enthalten, dazu sollen zwei passende Quellen und zwei Filmausschnitte eingebunden werden. Ein Filmausschnitt muss aus dem vorgegebenen Videobook oder aus dem Internet stammen, ein weiterer Filmausschnitt soll selber produziert werden, entweder in Form eines fiktiven Interviews oder in Form eines Rollenspiels.3

Multimediales Erinnerungsalbum

Für Luzern-Touristen ist klar: Sie laden vor ihrer Reise ausgewählte Luzern-Apps auf ihr Tablet herunter. So können sie sich auf die wichtigen Sehenswürdigkeiten vorbereiten, haben schon Routenvorschläge für Spaziergänge auf ihrem Tablet und erst noch mit dem Kauf der App gleichzeitig das Eintrittsbillett fürs Museum erworben. Diejenigen, die sich für die Geschichte des Roten Kreuzes und für Panoramabilder interessieren, wählen das Videobook des Bourbaki-Panoramas. Nach dem Download betrachten sie auf ihrem Tablet bereits das vollständige Rundbild. Durch „Wischen“ bewegen sie sich durch die ganze Geschichte der Internierung der französischen Bourbaki-Armee 1871 im Schweizer Jura. Durch „Scrollen“ gehen sie in die Tiefe und erfahren, wer die einzelnen dargestellten Menschen sind, welche Bedeutung Rundbilder im späten 19. Jahrhundert hatten, wieso das Rundbild für den entstehenden Schweizer Bundesstaat von Bedeutung war. In Luzern angekommen besuchen sie dann das Museum, machen mit ihrem Tablet Fotografien, nehmen kleine Filmszenen beim Spazieren auf und erstellen ein persönliches Album, indem sie eigene Aufnahmen mit denjenigen des gekauften Videobooks kombinieren. Bereits während der Reise stellen sie das selber produzierte Erinnerungsalbum auf eine Austauschplattform, damit diejenigen, die sich dafür interessieren, die Reise mitverfolgen können.

„Produsing“ von Geschichte und Erinnerung

Sowohl die Luzern-TouristInnen als auch die SchülerInnen sind Tablet-„Produser“ (Producer & User)4 von Geschichte und Erinnerung. Sie nutzen die Angebote für Tablets mit all ihren Möglichkeiten zur Rezeption und Produktion. Damit werden analytische und synthetische Denkoperationen parallelisiert und dank Medienkonvergenz zusammengebunden. Angebot und Nutzung rücken zusammen; sinnhaftes Verknüpfen zeitdifferenter Phänomene ist leicht zu bewerkstelligen. Die Chancen von Tablets für alle, die Geschichte vermitteln oder die sich Geschichte aneignen wollen, sind groß. Tablets ermöglichen personalisierte Geschichtsbücher und Erinnerungsalben. Neben der visuellen Attraktivität des Angebots, das Multimedialität auf dem Tablett serviert, überzeugen vor allem die einfachen Möglichkeiten der Angebotsdifferenzierung, der Kommunikation und des Updatings. Zudem ermöglichen Videobooks mit und trotz Internetanbindung eine geschlossene Lernumgebung, weil ein Weiternavigieren über die angebotenen Links hinaus verunmöglicht werden kann. Schliesslich ist ein Videobook klar strukturiert und liest sich im Hauptnarrativ durch „Wischen“ von links nach rechts und ermöglicht durch „Scrollen“ ein Hinabsteigen in thematische Vertiefungen.

Neue Herausforderungen, alt bekannte Aufgaben

GeschichtsvermittlerInnen sind durch Tablets und Apps vor neue Herausforderungen gestellt: Sie müssen die Angebote klug designen und die verschiedenen Medien aufeinander abstimmen. Auch verlangt das Entwickeln von Animationen und interaktiven Seiten eine besondere Vorstellungskraft. GeschichtslehrerInnen stehen aber auch mit dem modernsten Tablet vor den alt bekannten Aufgaben: Wie gewinnen wir die Aufmerksamkeit? Wie verwickeln wir die NutzerInnen in historische Denkprozesse? Welche Geschichte/n bieten wir an? Wie bringen wir die Betrachtenden und Lernenden zum Deuten? Wie werden die Deutungen und Orientierungen in einen kommunikativen Zusammenhang gebracht und allenfalls validiert? Welche Arrangements ermöglichen, dass die Angebote nicht nur genutzt, sondern eigenaktiv angeeignet und weiterentwickelt werden? Wie unterstützen wir „Produsing“ von Geschichte und Erinnerung?

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Literaturhinweise

  • Hodel, Jan: Verkürzen und Verknüpfen, Geschichte als Netz narrativer Fragmente. Wie Jugendliche digitale Netzmedien für die Erstellung von Referaten im Geschichtsunterricht verwenden, Bern 2013.
  • Macgilchrist, Felicitas: E-Schulbücher, iPads und Interpassivität: Reflexionen über neue schulische Bildungsmedien und deren Subjektivierungspotential. In: Bildungsforschung 9 (2012) 1, S. 180-204, online (zuletzt am 18.12.13).
  • Schreiber, Waltraud u.a.: Das multimediale Schulbuch – kompetenzorientiert, individualisierbar und konstruktionstransparent. In: diess.: Analyse von Schulbüchern als Grundlage empirischer Geschichtsdidaktik, Stuttgart 2012, S. 212-232.

Webressourcen

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Abbildungsnachweis

Tablet mit einem Screenshot aus dem Videobook „Wegbereiter der modernen Schweiz“ (vgl. Fußnote 1); © SRG SSR / DOCMINE.

Empfohlene Zitierweise

Gautschi, Peter: Mit “Wischen” und “Scrollen” durch die Schweizer Geschichte. In: Public History Weekly 1 (2013) 16, DOI: dx.doi.org/10.1515/phw-2013-962.

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  1. Videobook „Wegbereiter der modernen Schweiz“. Download aus der App Store. Die im Text aus didaktischer Sicht gewünschten Funktionalitäten (Textbearbeitung, Bild-und Filmdownload) sind in der aktuell verfügbaren Version noch nicht programmiert.
  2. Ein auch für SchülerInnen geeignetes Programm zur Herstellung eigener Dokumentationen auf Tablets ist beispielsweise der „Book Creator“, bei dem auch handschriftliche Notizen direkt eingefügt werden können. Download aus der App Store.
  3. Für weitere Vorschläge zum unterrichtlichen Einsatz des Videobooks, vgl. die vom Hauptautor Hans Utz präsentierten Ideen auf www.historyhelpline.ch.
  4. Vgl. dazu Bird, S. Elisabeth: Are we all produsers now? Cultural Studies 25 (2011) 4-5. S. 502-516.

Categories: 1 (2013) 16
DOI: dx.doi.org/10.1515/phw-2013-962

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2 replies »

  1. Peter Gautschis kurzer Anstoß zum Einsatz von Tablets für das Geschichtslernen verwundert. Da wird erstens ein kostenpflichtiges sog. Videobook „Pioniere der modernen Schweiz“ empfohlen, das sich – bis auf wenige eingebettete Videos – von einem gedruckten Buch nicht unterscheidet. Zweitens soll eine Tourismus-App (welche eigentlich?) zum „multimedialen Erinnerungsalbum“ taugen. Zuletzt wird behauptet, dass der Nutzer von Tablets, der damit eigene Videos erstellt, ein „Produser“ von Geschichte und Erinnerung sei. Nur ganz kurz: Ob Textinhalte im Printformat oder auf einem Tablet gelesen werden ist ziemlich unerheblich – genauso, ob der Luzern-Tourist Bilder in sein Tablet lädt oder Fotos ins Album klebt. Und ein „Produser“ ist keineswegs, wer bereits mit einem digitalen Gerät eigene Videos erstellt.

    Der „Produser“ (so das eigentliche Wortverständnis) wohnt im Web2.0. Erstens kann er Inhalte im Netz auf eigenen Seiten veröffentlichen – vorzugsweise mit Hilfe von Wikis oder Blogs – und nutzt dafür bereits vorhandene Netzressourcen. Für Vergangenheit und Geschichte sind dafür besonders digitalisierte Quellen sowie jegliche historische Darstellungen maßgeblich. Zweitens kann er sich in kollaborativen Netzformaten beteiligen – beispielsweise als Autor in der Wikipedia. Wesentlich ist: Er stellt (wie in diesem Blogjournal) seine Inhalte zur Diskussion oder diskutiert mit. Das Web2.0 ermöglicht Bezugnahmen und Debatten in Echtzeit. Somit verwischen hergebrachte Hierarchien von Autoren hier, Lesern dort. Darin liegt ein wesentliches Potenzial des digitalen Wandels. Das Netz kann Diskurse demokratisieren und lockt z.B. die Wissenschaften zunehmend aus den Elfenbeintürmen. Diese Öffnung kennt freilich auch Schattenseiten, Aktionismus und Anmaßungen. Dennoch gibt es hinter der Entwicklung hin zu einer immer breiteren Netzöffentlichkeit und einer stets wachsenden Zahl von „Produsern“ kein Zurück.

    In diesem Sinne: Geschichtslernen mit digitalen Medien erschöpft sich nicht darin, Darstellungen und Inhalte, die früher aus Büchern rezipiert wurden, jetzt am Bildschirm zu lesen – davon zeugen sowohl das Scheitern der CD-Roms der 1990er Jahre als auch die bisher bekannten und wenig genutzten digitalen Schulgeschichtsbücher. Potenziale liegen vielmehr erstens in der sich im Netz darbietenden (entgrenzten) Fülle digitalisierter Medien, sei es in Form von Quellen oder (weit zahlreicher) unterschiedlichster Geschichtsnarrative – damit einer verstärkten Hinwendung zur Geschichtskultur. Zweitens können Schüler/innen tatsächlich zu „Produsern“ werden und – besonders eignen sich hierfür Blogformate – Inhalte öffentlich machen, zur Diskussion stellen und dadurch selbst erfahren, wie Geschichte entsteht und ausgehandelt wird. Auch Videos selbst zu erstellen ist sicher eine besonders geeignete und sich derzeit an den Schulen stark verbreitende Methode (so lange sie im Klassenraum und auf den Geräten der Schüler bleiben, kann man aber – wie gezeigt – noch nicht von „Produsing“ sprechen).

    Damit zum letzten Punkt. Wer als Lehrer/in Schüler/innen zu „Produsern“ ausbilden will und beispielsweise zu einem Unterrichtsprojekt ein Blog anlegen möchte, muss vor allem die Fallstricke des Urheberrechts kennen und zu einem sensiblen Umgang mit Text- und Bildnachweisen anleiten. Es gibt inzwischen aber hinreichend Möglichkeiten Bildmedien aus dem Netz im eigenen Blog zu verwenden. Frei lizensierte Bildmedien (als Public Domain oder unter Creative Commons-Lizenz) finden sich in großer Zahl beispielsweise im Wikipedia Bildmedienportal, der Wikimedia. Hingegen würde, wer Bildmedien aus dem Gautschi vorgestellten „Videobook“ verwendet, sich in Urheberrechts-Teufels Küche begeben. „Produsen“ mit kommerziellen, urheberrechtlich geschützten Bildmedien ist in Unterrichtsprojekten gar nicht möglich. Überhaupt ist es fraglich, ob man im Bildungsbereich Schüler/innen zum Kauf von eBooks anregen und bestimmte, proprietäre Vermarktungsstrategien verfolgende Geräteanbieter bewerben sollte. Es kommt auch nicht auf “das Tablet” an; je nach Einsatzmöglichkeit eignen sich auch PCs, Notebooks oder Smartphones. Eine Alternative zu kommerziellen Bildungsmaterialien bieten erstens die OER (Open Educational Resources), die nicht nur die Rezeption, sondern auch die Weiterverwertung für eigene Netzinhalte erlauben. Zweitens können Schüler/innen auch eigene Videos drehen, beispielsweise zu historischen Orten aus dem lokalen Umfeld (Dabei ist wiederum wichtig: Nicht alle Eltern würden erlauben, dass ihre Kinder im Internet zu sehen sind; eine Erlaubnis müsste eingeholt werden).

    Deshalb: Nicht alles, was sich in der schönen und bunten digitalen Medienwelt wischen und scrollen lässt, bietet bereits die Möglichkeit für sinnvolles historisches Lernen. Dennoch birgt – richtig verstanden und angewendet – die Idee des „Produsing“ tatsächlich neue, noch vor wenigen Jahren ungekannte Möglichkeiten für den Geschichtsunterricht.

    Zur Vertiefung:
    Alexander König/Christoph Pallaske: Blogs als virtueller Schreib- und Kommunikationsraum historischen Lernens. In: Peter Haber/Eva Pfanzelter (Hg.): Historyblogosphere. Bloggen in den Geschichtswissenschaften. München 2013, S. 119-134.
    Link: http://www.degruyter.com/view/books/9783486755732/9783486755732.119/9783486755732.119.xml

  2. Christoph Pallaskes kurzen Kommentar zum Text „Mit ‚Wischen‘ und ‚Scrollen‘ durch die Schweizer Geschichte“ verwundert. Da hat er erstens nicht gemerkt, dass das Videobook „Pioniere der modernen Schweiz“ für Schulen gratis ab unserer Website (http://www.zge.phlu.ch) downgeloadet werden kann. Dann ist ihm zweitens offenbar entgangen, dass auf den 160 Tabletseiten über 30 Filmsequenzen eingebunden sind (was zur langen Downloadzeit führt, die offenbar die ungeduldigen User/innen zum frühzeitigen Abbruch verleitet – und zugegeben: auf Android-Geräten läuft das Videobook noch nicht perfekt). Drittens hat Pallaske übersehen, dass auch rund 30 zum Teil animierte Grafiken und Karten vorkommen, dass es Bildgalerien zum Wischen gibt, dass Schaubilder verändert werden können. Viertens ist er im Videobook offenbar gar nicht zum 6. Kapitel „Schweizer Geschichtsbilder“ gekommen, wo auf S. 126 nach dem Rundbild (zum Wischen) der Teil zum Bourbaki-Panorama folgt. Hätte Pallaske das Videobook genau angeschaut, müsste er nicht fragen, um welche (von ihm so bezeichnete) „Tourismus-App“ es in meinem Text geht. Und so ist sein Schluss, dass sich die App nicht von einem Buch unterscheidet, falsch.

    Was in Pallaskes Antwort für mich noch unverständlicher ist, dass er die Fallstricke des Urheberrechts als Argument gegen das von mir vorgeschlagene Unterrichtssetting anführt (wobei natürlich richtig und wichtig ist, dass erstens Lehrpersonen sich sorgfältig mit dem Urheberrecht beschäftigen und dass aber zweitens Wissenschaftlern auch bewusst ist, dass sich das Urheberrecht von Land zu Land unterscheiden kann – oft gerade im Bildungsbereich). Pallaske scheint in seiner Argumentation davon auszugehen, dass alle Schülerprodukte öffentlich werden. Er redet ja auch mit der Propagierung von Blogs dieser Forderung nach „Öffnung der Schule“ das Wort. Was aber für Geschichtswissenschaft und Geschichtsdidaktik klug und nützlich sein kann, ist es nicht auch automatisch für Geschichtsunterricht. Wieder einmal werden vorschnell Anliegen aus der Wissenschaft auf die Schule übertragen, und dabei gehen die Eigengesetzlichkeiten der Schule vergessen und ihr Eigenwert verloren.

    Schule (und Geschichtsunterricht) heute muss ihre Inszenierungen gerade nicht entformalisieren und entgrenzen (etwa mit vermehrtem Einbezug von Internet, Wikis, Blogs), sie muss nicht das tun, was überall sonst auch getan werden kann, muss nicht in alle Lebensbereiche diffundieren. Schule muss sich im Gegenteil auf das konzentrieren, was nur sie kann: gemeinsame Lernerfahrungen in einer inszenierten, zielorientierten Lernumgebung vermitteln. Das haben Stefan Hopmann und Rudolf Künzli mit ihrem Beitrag „Schliesst die Schulen!“ [1] schon vor bald 20 Jahren überzeugend dargelegt. Schule und Geschichtsunterricht heute müssen überschaubare und gesicherte Orte der thematischen Orientierung und Kompetenzeinübung, Orte der gemeinsamen Erfahrung und Entwicklung sowie des partnerschaftlichen Lernens bleiben. Hier soll (jedenfalls auf der Sekundarstufe I, für die ich das Setting vorgeschlagen habe) in geschütztem, abgesteckten (und deshalb Erfolg versprechenden) Rahmen ein spielerischer, experimenteller Umgang mit Geschichte und Erinnerung Platz haben, wo Kinder und Jugendliche eingeladen und aufgefordert sind, Erzählungen wahrzunehmen, zu erschliessen, zu interpretieren, selber zu erzählen und aus dieser konzentrierten Auseinandersetzung Sinn zu gewinnen. Solches historisches Lernen kann durch klug eingesetzte Videobooks unterstützt werden.

    „Talking ’bout a revolution sounds like a whisper!“ singt Tracy Chapman seit 1988. Tablets – obwohl heute in schulischen Zusammenhängen noch ein Flüstern – werden den Geschichtsunterricht vielleicht nicht revolutionieren, aber doch nachhaltig verändern, und zwar in erster Linie dadurch, dass in einer geschlossenen Lernumgebung vielfältige Materialien über Vergangenheit so zur Verfügung stehen, dass besser binnendifferenziert und partnerschaftlich gearbeitet werden kann und dass Rezeption und Produktion zusammenrücken. Statt mit gedruckten Schulgeschichtsbüchern (oder ergänzend dazu) lehren und lernen wir mit Videobooks auf Tablets, und dies im geschützten Raum der Lerngemeinschaft und nur in Ausnahmefällen in der Öffentlichkeit.

    Nachweise
    [1] Hopman, Stefan / Künzli, Rudolf: Schliesst die Schulen. In: Pädagogik (47)1995, Heft 12, S. 39-41.

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